In den letzten Wochen mehrten sich die Signale aus den internationalen Zentralbanken, dass sich die Politik des lockeren Geldes langsam dem Ende zuneigen könnte. In den USA rückt das Verkleinern der Fed-Bilanz nahe und auch in Europa deutete EZB-Chef Draghi an, dass angesichts steigender Zuversicht in den Aufschwung das Anleihenaufkaufprogramm ab Herbst weiter reduziert werden könnte. Nach beinahe einem Jahrzehnt des günstigen Geldes könnte sich das Blatt in den nächsten Jahren wenden und sich somit das Marktumfeld für Anleger drastisch verändern.
Erste Anzeichen für das, was passieren könnte, wenn die Zentralbanken plötzlich als Spielverderber agieren und der Börsenparty den Stecker ziehen, zeigten sich in den letzten Wochen: Weltweit machten die Renditen von Staatsanleihen einen Sprung nach oben, angeführt von zehnjährigen Bundesanleihen, deren Renditen sich verdoppelten. Gleichzeitig ging der Renditeanstieg mit deutlichen Korrekturen an den Aktienmärkten einher. Während in einer perfekten Welt eine Zinsnormalisierung und der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik parallel zu einem Konjunkturaufschwung sowie einer anziehenden Inflation erfolgt, sind die Rahmenbedingungen derzeit etwas anders. Die Inflationsrate will nicht so recht in Schwung kommen und die Aussichten für die Weltwirtschaft über das Jahr 2018 hinaus erscheinen vielen Ökonomen ebenfalls trübe. Dies macht es für die Notenbanker dieser Welt schwierig, die richtige Strategie für den Ausstieg zu finden. Dass dieser früher oder später erfolgen muss, ist allerdings klar: Die nächste Rezession kommt bestimmt und dann benötigen die Zentralbanken wieder Handlungsspielraum, um die Wirtschaft zu stützen. Bei Negativ- oder Nullzinsen ist dies ein sehr schwieriges Unterfangen.
Nichtdestotrotz sollten Anleger nicht in Panik verfallen: Die Eurozone benötigt im Gegensatz zu vielen anderen Regionen weiterhin negative Realzinsen – ein Fakt, welcher das Potential möglicher Zinserhöhungen deutlich reduziert und möglicherweise sogar vorläufig eliminiert. Die Party wird in Zukunft zwar ein paar kürzere Stimmungstiefs durchlaufen, am Ende sollte man als Anleger das Börsenparkett aber trotzdem mit positiven Depotvorzeichen verlassen.